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Das deutsche Pfennigzeichen in Unicode

Im Jahre 1998 fiel mir auf, dass in dem "für alle Sprachen und Schriften" verwendbaren Computercode UNICODE zwar allerhand historische Zeichen
definiert waren, jedoch nicht das deutsche Pfennigzeichen, das immerhin seit dem 15. Jahrhundert bis mindestens 1975 bei uns in Gebrauch war !
In den Vierziger Jahren begann dieses Zeichen (und auch das deutsche Pfundzeichen) von deutschen Schreibmaschinentastaturen zu verschwinden,
oft machte es dem amerikanischen Dollarzeichen oder dem englischen Pfundzeichen Platz. In den Fünfziger Jahren habe ich dieses Zeichen noch in der
Schule gelernt, und erst Ende der Siebziger Jahre verschwand es von den handgeschriebenen Preistafeln auf dem Münchner Viktualienmarkt, wie in
= 5 Stück für 20 Pfennig

Da Unicode auch zur Darstellung historischer Texte verwendet wird, habe ich 1998 einen Antrag zur Einbringung dieses Zeichens an das
UNICODE-Konsortium verfasst, der auch angenommen wurde.
Dem deutschen Pfennigzeichen ("German Penny Sign") wurde der Code U+20B0 zugewiesen, es ist inzwischen in vielen Fonts enthalten und kann
von den meisten Browsern dargestellt werden.
Schreibung in HTML: ₰ oder ₰ - falls ein Pfennigzeichen rechts in dieser Zeile erscheint, kann Ihr Browser es bereits - TEST:
 
  Sonderdurchsage an die Microsoft-Mitarbeiter, die die "Zeichentabelle" (Zubehör/Systemprogramme) im deutschen Windows betreuen:
  Es handelt sich bei diesem Zeichen um das historische deutsche Pfennigzeichen und NICHT um ein deutsches Centzeichen !!!   -   siehe ↓↓

Das deutsche Pfennigzeichen leitet sich von einem "d" mit angehängtem Schwänzchen ab
(eine Abkürzung von lateinisch "denarius") und erscheint im wesentlichen in zwei verschiedenen Formen:

alte Form:
(siehe unten Beispiel [8])
zusammen mit gedruckter Frakturschrift und Sütterlin-Handschrift:
(die Grundlinie habe ich durch einen grünen Strich angedeutet)
das Zeichen wurde oft - aber nicht immer - mit einem folgenden Punkt geschrieben  
 
moderne Form:  
(siehe unten Beispiel [19])  
zusammen mit gedruckter und handgeschriebener lateinischer Schrift:
(die Grundlinie habe ich durch einen grünen Strich angedeutet)
diese Form des Zeichens wurde immer ohne Abkürzungspunkt geschrieben
 

Das deutsche Pfennigzeichen steht mit seinem linken Teil (dem im Zeichen enthaltenen "d") immer auf der Grundlinie, das Schwänzchen rechts bildet
normalerweise eine Unterlänge. Der obere Teil des deutschen Pfennigzeichens ist genauso hoch wie ein Großbuchstabe oder ein wenig kleiner.
Siehe auch die Ausnahme, auf die in der Erklärung zum Nachweis [22] hingewiesen wird (unten).
Ich empfehle, die moderne Form des deutschen Pfennigzeichens (U+20B0) zusammen mit lateinischen Fonts zu verwenden.

Ausschnittvergrößerungen zu den gesammelten Nachweisen:


Im 15. Jahrhundert:
[01]:


in Holz geschnitzt


← schon diese archaische Form
des Pfennigzeichens ist ein
"d" + Schwänzchen:
    = +
(hölzernes Rechenbrett, Basel/Schweiz)
Das obere Zeichen stellt eine Abwandlung eines deutschen "scharfen s"
(= ss = ß) dar: ein "ß" + Schwänzchen unten. Dieses diente damals als
Währungszeichen für "Schilling".

Das untere Zeichen ist eine archaische Form des deutschen
Pfennigzeichens.

Band II "Zahlschrift und Rechnen",
Seite 154, im Buch "Zahlwort und Ziffer",
K. Menninger, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht,
Göttingen 1958, 1979 (3. Auflage)
[02]:

Handschrift


= xviiij ₰
= 19 Pfennig
(Handschrift von 1426, Straubing/Bayern)

zum Vergleich ein normales "d" in "lannd":
auf Seite 51 im Büchlein "Unsere Schrift",
Verlag Degener & Co., Neustadt/Aisch 1961

Im 16. Jahrhundert:
[03]:

Handschrift


= 25 ½ ₰
= 25,5 Pfennig
(Handschrift von 1572, Reichenbach/Bayern)

auch hier unterscheidet sich das deutsche Pfennigzeichen
vom normalen "d" durch das angehängte Schwänzchen

auf Seite 95 im Büchlein "Unsere Schrift",
Verlag Degener & Co., Neustadt/Aisch 1961

Im 19. Jahrhundert:
[04]: das deutsche Pfennigzeichen in der Beschreibung der 1880
in New York für Deutschland hergestellten
Zeiger-Schreibmaschine "Hall" (für lateinische Schrift)
zum Vergleich das normale "d" auf derselben Maschine:
[08]:   ! das deutsche Pfennigzeichen in einer
Zeitungsanzeige in Frakturschrift

aus einer Ausgabe der "Mindelheimer Zeitung" aus dem Jahre 1896
[10]: das deutsche Pfennigzeichen auf der Tastatur der
Schreibmaschine "The Chicago" 1898, U.S.A.
(für lateinische Schrift)

(hergestellt für den Export nach Deutschland)

Im 20. Jahrhundert:
[11]:
    Originalphoto                             kontrastverstärkt
das deutsche Pfennigzeichen auf der Tastatur der
Schreibmaschine "Perko" 1912, Dresden
(für lateinische Schrift)
[12]:
    Originalphoto                             kontrastverstärkt
das deutsche Pfennigzeichen auf der Tastatur der
Schreibmaschine "Triumph" 1918, Nürnberg
(für lateinische Schrift)
[13]:
    Originalphoto                             kontrastverstärkt
das deutsche Pfennigzeichen auf der Tastatur der
Schreibmaschine "Adler" 1922, Frankfurt
(für lateinische Schrift)
[15]:
    Originalphoto                             kontrastverstärkt
das deutsche Pfennigzeichen auf der Tastatur der
Schreibmaschine "Underwood" 1926, U.S.A.
(für lateinische Schrift)

(hergestellt für den Export nach Deutschland)
[16]:



  ↑
auf dem Bedienfeld


   zurechtgebogen






auf der Typenspindel
(2. Reihe von oben)
das deutsche Pfennigzeichen auf der
Schreibmaschine "Mignon" 1930, Berlin
(für lateinische Schrift, nur Großbuchstaben)

auf dem Bedienfeld erscheint das normale Pfennigzeichen, auf der
Typenspindel kann man - seitenverkehrt - eine Variante des
Pfennigzeichens mit verkürzter Unterlänge erkennen: dem gedruckten
Zeichen fehlte die Unterlänge, da die Maschine nur für den Anschlag
von Großbuchstaben ohne Unterlängen ausgelegt war !

Auf der Typenspindel befindet sich über dem Pfennigzeichen
das deutsche Pfund-Zeichen, und darunter das "geschweifte M",
das damalige Zeichen für Deutsche Mark.
[19]:

typisches Beispiel

= 10 Stck.75₰
= 10 Stück für 75 Pfennig
 
(in einer Ausgabe der Zeitschrift "Ratgeber" von 1954)
das deutsche Pfennigzeichen in einer Zeitschriftenannonce
für Spalt-Tabletten, in lateinischer Schrift





(diese Zeitschrift habe ich seinerzeit viel zum Lesen-Lernen benutzt)
[20]:
  Buchdruck 1979
  atypisches Beispiel
Beispiel mit dem alten bzw. runden deutschen Pfennigzeichen:
Normalerweise wurde diese Zeichenvariante zusammen mit
Frakturschrift verwendet, nur selten zusammen mit lateinischer Schrift.

Band II "Zahlschrift und Rechnen",
Seite 168, aus dem Buch "Zahlwort und Ziffer",
K. Menninger, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht,
Göttingen 1958, 1979 (3. Auflage)
 

  Das Pfennigzeichen besitzt volle Größe plus Unterlänge, es wird normalerweise nicht hochgestellt:  

So habe ich das Pfennigzeichen in der Schule gelernt:


Die angemessene Größe und Positionierung des Pfennigzeichens kann man im Beispiel [19] sehen (oben)
und auch hier im Bild eines alten Schmuck-Automaten (Beispiel [17] in meinem Originalantrag):
Beachten Sie die Erklärung für den Benutzer, dass er "2× 10 Pfennig →" einwerfen soll -
auf der Maschine sieht man eine besonders kursive Variante des normalen Pfennigzeichens:

im Werbetext steht dann allerdings die damals offizielle Abkürzung "Rpf." (= Reichspfennig)
(das deutsche Pfennigzeichen selbst - ohne "Reich" - war zu jener Zeit bereits mehr als 500 Jahre lang in Gebrauch):

 

Fehlerhafte Referenzen:
[21]:


  Brockhaus im Jahre 1972

Das Pfennigzeichen ist hier fehlerhaft dargestellt, weil das "d" nicht
auf der Grundlinie ruht. Es ist ein wenig zu weit oben positioniert.
Obschon in älteren Ausgaben der deutschen Brockhaus-Enzyklopädie
das Pfennigzeichen richtig wiedergegeben war, war diese Type zur Zeit
der Ausgabe 1972 offenbar nicht mehr verfügbar und so wurde anstelle
dieser ein handgeschriebenes Zeichen photomechanisch eingesetzt.
[22]:


  Brockhaus im Jahre 1992

Das Pfennigzeichen ist hier fehlerhaft wiedergegeben,
weil es zu klein und hochgestellt ist statt in normaler Position.




NB: Eine historische Tatsache ändert sich nicht nachträglich,
aber die Genauigkeit der Brockhaus-Editionen hat nachgelassen.
Im "Brockhaus" von 1992 (19. Ausgabe) wird das deutsche
Pfennigzeichen noch irreführender beschrieben (siehe links) !

Anders als in der fehlerhaften Darstellung links wurde das
Pfennigzeichen in Fließtext wie diesem immer in voller Größe benutzt
und steht dann mit seinem linken Teil (dem ehemaligen "d") auf der
Grundlinie und das Schwänzchen rechts bildet eine Unterlänge.

Nur falls das Pfennigzeichen direkt hinter einer hervorgehobenen und
deshalb vergrößerten Zahl
wie z.B. in einem Preisschild steht, kann es
so aussehen: 10.     Das ist vergleichbar mit 10$ anstelle von 10$.
[--]:


  Eine beschämende Fehlleistung von Microsoft:

  Windows-Zubehörprogramm "Zeichentabelle" (deutsch)
  in Windows-7, in Windows-8, und auch in Windows-10 !

  Das Zeichen ist korrekt, sein unten angezeigter Name nicht.
  Keine Ahnung, wie solcher Unfug zustande kommt ...
Dies ist kein "Deutsches Centzeichen", sondern das deutsche Pfennigzeichen (German Penny Sign).
Man kann es nicht für Cent oder Eurocent verwenden, nur für Pfennig!

Die Fotos der Schreibmaschinentastaturen habe ich im Deutschen Schreibmaschinenmuseum in Bayreuth/Bayern
mit der freundlichen Genehmigung des Museums aufgenommen.


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