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Der Esperanto-Wortschatz erleichtert allen Völkern das Erlernen der Vokabeln

Die oft angeführte "Europalastigkeit" des Esperanto-Wortschatzes (etwa 70% der Esperanto-Wörter sind von lateinisch/romanischen, weitere 20% von germanischen Wurzeln abgeleitet) stellt für uns Europäer mit unserer Lateinisch-Vergangenheit naturgemäß kein Problem dar - aber auch viele andere Völker profitieren von dieser Wahl, denn in den meisten Kulturkreisen kursiert heute eine beträchtliche Menge der sogenannten "internationalen Wörter", auf denen der Esperanto-Wortschatz schwergewichtig beruht. Das ermöglicht auch sehr vielen Nicht-Europäern das Assoziieren mit bekannten Vokabeln und erleichtert somit auch ihnen das Erlernen von Esperanto. Und nutzt ihnen auch darüberhinaus, wenn sie hinterher noch andere Fremdsprachen lernen.

Vergleich einiger Esperanto-Wörter mit ihren Pendants in anderen Sprachen

esperanto: direktorointerfacomoskitokantibelasimbolo komputilokamomilomikrokosmotelefonokalorio
deutsch: DirektorInterfaceMücke singenschön/-er/-e/-esSymbolComputer KamilleMikrokosmosTelefonKalorie
italienisch: direttoreinterfacciazanzara cantarebello/bellasimbolocomputer camomillamicrocosmotelefonocaloria
französisch: directeurinterfacemoustique chanterbeau/bellesymboleordinateur camomillemicrocosmetéléphone calorie
englisch: directorinterfacegnat to singbeautifulsymbolcomputer camomilemicrocosmtelephone calorie
finnisch: johtajajakopintasääskilauloakaunisvertauskuva tietokonesauniopikkumaailmapuhelinkalori
russisch:* direktorinterfejskomar pjetkrasiv-ij/-aja/-ojesimbolkompjuter romaškamikrokosmtelefon kalorija
japanisch:* direkutāintāfēsumosukīto utauutsukushiishimborukompyūta kamitsuremikurokosumosudenwakarorī
mandarin:* jīnglǐjiēkǒuwénzichàng měilìdexiàngzhēngdiànnǎo mǔjúwēiguān-yǔzhòu diànhuàkǎlùlǐ
*: Lateinumschriften: russisch: deutsche Standardumschrift, japanisch: Hepburn-Umschrift, mandarin: Pinyin-Umschrift.
Man beachte: im Japanischen gibt es kein L, daher wird dort immer R statt L verwendet (z.B. karorī statt kalorī). In Mandarin ist es umgekehrt.
(japanisch "kamitsure" ist die eingebürgerte Falschlesung des ursprünglichen Fremdworts "kamirre" [= Kamille] aus dem Holländischen.)
"schön": bei den deklinierenden Sprachen Deutsch, Italienisch, Französisch und Russisch sind nur die Nominativ-Singular-Formen angegeben.
In Esperanto besitzen alle Substantive die Endung -o und Adjektive die Endung -a, und c wird als "ts" ausgesprochen.

Die Situation für Chinesen und Finnen scheint auf den ersten Blick besonders hart zu sein, da - fast - keins ihrer angeführten Wörter einen Zusammenhang mit der entsprechenden Esperanto- oder Englisch-Vokabel zeigt, aber wenn man genauer nachforscht, finden sich mehr Assoziationsmöglichkeiten als in einer solchen Liste zu erkennen sind: Zum Beispiel heißt "Symbol" auf finnisch zwar "vertauskuva", aber das den Finnen ebenfalls bekannte "Symbolik" heißt auf finnisch "simboliikka". Und "Kamille" heißt auf finnisch zwar "saunio", man kann aber auch "kamomillasaunio" dazu sagen. Und die Chinesen nennen z.B. einen Motor (in Esperanto: la motoro) zwar "fādòngjī", aber kennen auch die Bezeichnung "mótuō" dafür, z.B. in "mótuō-chē" = "Motor-Wagen" = Motorrad. Im Japanischen sieht das aus dem Chinesischen importierte "den-wa" (= mandarin "diàn-huà" = "Elektro-Gespräch") für Telefon für uns fremdartig aus, aber die Japaner kennen auch die Bezeichnung "terehon kādo" (= "Telefon-Karte"), in der das europäische Telefon-Wort vorkommt.

Es wäre daher vorschnell und falsch, aus der obigen Liste etwa zu folgern, dass nur die romanischen Italiener und Franzosen von der Esperanto-Wahl "kanti" für "singen" profitieren würden: tatsächlich kennen alle oben genannten Sprachen auch das internationale Fachwort für "Gesangswerk mit Instrumentalbegleitung": deutsch "Kantate", italienisch "cantata", französisch "cantate", englisch "cantata", finnisch "kantaatti", russisch "kantata", japanisch "kantāta", mandarinchinesisch "kāngtǎtǎ" ... somit ist in all diesen Sprachen ein Ansatz für die Assoziierung von "kanti" gegeben. Sicher gibt es viele Wörter in Esperanto, die ein Chinese oder Finne ganz einfach lernen muss, ohne dass ihm eine passende Assoziation dazu einfällt, aber der Anteil der "internationalen Wörter" ist in unserer modernen Zeit in allen Sprachen weltweit gewaltig angewachsen.

Ein willkürlich zusammengestellter Wortschatz oder gar einer mit "Proporz-Verteilung" (etwa 20% mandarin, 9% englisch, 7% hindi, 6% spanisch, 4% arabisch, usw.) wäre für Alle schwerer erlernbar als der Esperanto-Wortschatz.

Ergebnis:
Es sind keineswegs nur die Europäer und Amerikaner, die durch die "europalastige" Wahl des Esperanto-Wortschatzes profitieren, sondern die Esperanto-Lernenden aller Völker profitieren aufgrund ihrer Assoziationsmöglichkeiten davon - manche etwas mehr, manche etwas weniger. Da aber bei Esperanto wegen seiner mächtigen Wortbildungs-Strukturen sowieso viel weniger Stammvokabeln gelernt werden müssen als in anderen Sprachen (siehe), ist der für das Vokabel-Lernen erforderliche Aufwand in jedem Falle für alle stark reduziert.

Und die übrigen das Lernen erleichternden Eigenschaften von Esperanto wie beispielsweise die weitgehende Abwesenheit von Ausnahmen kommen ebenfalls allen Lernenden gleichermaßen zugute. Mir ist keine Sprache bekannt, die - für alle - noch leichter zu erlernen wäre als Esperanto.

Wegen seines klug gewählten Wortschatzes und wegen seiner lernfreundlichen Grammatik ist es - trotz seiner "Europalastigkeit" - dazu gekommen, dass sich Esperanto auch in vielen nicht-europäischen Ländern wie China oder Japan ausbreiten konnte. Offizielle Zahlen über Esperanto scheint es derzeit allerdings nicht zu geben, Schätzungen gehen von mehr als einer Million Esperantosprechern weltweit aus - und mehr als 20% davon sollen in China leben.

"Esperanto" hieß ursprünglich "Lingvo Internacia", dies spiegelt sich in manchen ostasiatischen Sprachen:
世界语 世界语 世界語 國際語 에스페란토어 エスペラント語
shì-jiè-yǔ sè-kài-gí sai-gaai-yúh Quốc tế ngữ esuperanto-eo esuperanto-go
mandarin-chinesisch* minnan-chinesisch* kantonesisch* vietnamesisch koreanisch japanisch
in den chinesischen Sprachen (*) wird Esperanto schlicht "Weltsprache" genannt, im Vietnamesischen "Internationale Sprache",
das koreanische und das japanische Wort stellen dagegen phonetisch angepasste Wiedergaben des Wortes "Esperanto" dar.

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